Den Bäumen geht es schlecht

Der Wald im Wandel  -  Hitze und Dürre haben in den vergangenen Jahren vielen Bäumen zugesetzt. Die anhaltende Trockenheit hat ihre Widerstandskraft geschwächt und so für Schädlinge wie den Borkenkäfer anfällig gemacht.

Fortschritt ist die Rückkehr zu den Naturgesetzen
Aus Forsten wieder Wälder machen: weniger räumen, weniger pflanzen, weniger pflegen, weniger fällen.

Unser Wald im Frühjahr 2020
Waldboden im Frühjahr

Uns gehört nur ein kleiner Waldanteil. Wir haben bereits angefangen, einige Fichten sowie die beiden Linden - die wir unbedingt retten wollen - zu wässern. Anfangs Jahr sah alles noch wie immer aus. 

Verdorrte Fichten

10 Monate später sind einige Fichten ohne Nadeln. Einige Birken und mehrere Buchen sind auch vertrocknet. Es zeigen sich keine Zeichen eines Befalls vom Borkenkäfer. Gemäss heutigem Wissensstand müssen die Bäume an Wassermangel abgestorben sein.

Unser Wald im Herbst 2020

Wenn in den kommenden Jahren die Niederschlagsmengen so tief bleiben, werden wir noch ganz andere Probleme bekommen. Regenwasser das durch den Waldboden gefiltert wird hat eine ganz andere Trinkwasser-Qualität wie Wasser das auf Wiesen durch Böden sickert welche gedüngt und mit Jauche eingedeckt sind.

Immer mehr Bäume leiden unter deutlicher "Kronenverlichtung". Sie trugen bereits im Sommer 2019 eine schüttere Kopfbedeckung in Form von wenig Nadeln oder Laub. 

Kahle Fichten
Löcher vom Borkenkäfer an Fichtenrinde

Hier ist der Borkenkäfer am Werk.

Borkenkäfer unter Rinde

Borkenkäferbefall - So sieht es unter der Rinde aus.

Nadeln von einer abgestandenen Fichte

Wenn bei der Fichte die Nadeln gräulich werden und abfallen, kann sie nicht mehr gerettet werden. So ist sie für Schädlinge eine leichte Beute. Diese Fichte zeigt noch keine Merkmale eines Borkenkäferbefalls.

Gesunde Fichten gesunde Tannen

Fichten mit gesundem "normalem" Leittrieb.

Fichtenwachstum Leittrieb gestört

Gestörte Ausbildung des Leittriebes. Häufig starke Zapfenbildung. Viele der absterbenden Fichten zeigen vorgängig dieses Bild.

Verstärktes Wachstum durch CO-2 ?

Lässt mehr CO-2 in der Luft Pflanzen besser wachsen ?

Sehr auffällig ist das verstärkte Wachstum. Die von uns gepflanzten Pinus mugo, (Bergföhre, Bergkiefer, Berglatsche etc. -  plus 35 Zentimeter) sowie diverse Fichten wuchsen locker das Doppelte von dem was man bis anhin kannte.  Die Fichten hatten teilweise einen Zuwachs von 90 Zentimeter pro Jahr - und dann zusätzlich noch die Trockenheit. 
Die Pflanzen stehen in sehr steiniger Erde (Kalksteine) und wachsen dennoch enorm. Keine Zugabe von Dünger etc.

Wachstumsgeschwindigkeit bei Pflanzen - Das Buch für Alle, Jahrgang 1911 (Walther Kabel)

Zitat: Von unseren einheimischen Bäumen steht die Fichte wegen ihres Höhenwachstums obenan und zwar mit 37 Zentimeter durchschnittlich im Jahr. 

Doch sind von Forstbeamten Ausnahmen beobachtet worden, in denen Fichten in einem Jahr bis zu 150 Zentimeter ihrer Länge zusetzten. UND DAS IM JAHR 1911.

Buche 150 jährig

Unsere rund 150 jährige Buche liegt uns sehr am Herzen. Eine Buche dieser Grösse produziert an die 10.000 Liter Sauerstoff täglich. 

Unsere Umwelt ist systemrelevant
Wir atmen ein, was die Bäume ausatmen. Und die Bäume atmen ein,
was wir ausatmen.

"Es gibt seit Jahrtausenden keine ursprüngliche Natur mehr"
Seit dem Pleistozän haben die Menschen die Biosphäre verändert

Wissenschaftler unter der Leitung von Nicole Boivin, Direktorin am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte und Wissenschaftler an der Universität Oxford, sagen in einem Beitrag für die Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), dass die Menschheit nicht erst seit der Industrialisierung, sondern bereits seit dem Pleistozän tiefgreifend in die globale Biosphäre eingegriffen hat. 
Damit wird die nächste Stufe des Bildes vom guten Wilden untergraben, nachdem die Menschen früher - vor der Wissenschaft, der Aufklärung, der Industrialisierung, der Vernunft oder was auch immer - eher im Einklang mit der Natur gelebt hätten. Das erweist sich mehr und mehr als romantische, zivilisationskritische Verklärung.

Schwarzwald Mitte-Nord

Schwarzwald:
Von den massiven Schäden durch Jahre der Trockenheit, Hitze und dadurch verstärkten Schädlingsbefall ist keine der Hauptbaumarten ausgenommen.

Windenergieanlagen im Wald

Der schöne "Traum von der sauberen Energie aus dem umsonst wehenden Wind".
Sind hier Windenergieanlagen sinnvoll? Oder schaden sie dem Ökosystem Wald?

Ursache der Waldschäden ist der Klimawandel. Und der Klimawandel ist nicht zu stoppen. Die extremen Wetterlagen werden sich häufen und die Hiobsbotschaften werden zunehmen. Der Umbau und Erhalt des Waldes wird eine "Jahrhundertaufgabe" werden. Vorderstes langfristiges Ziel bei der Schadensbekämpfung ist der Umbau der Wälder in Mischwälder, die mit trockenheits- und hitzeresistenten Arten durchmischt sind.

Waldverjüngung auf natürliche Art

Waldverjüngung auf natürliche  Art

Bei uns in Mitteleuropa ist der Wald ein Teil der der Kulturlandschaft, in der der Mensch bestimmt, was wachsen soll und wo es wachsen soll. Natürliche Wälder oder Ur-Wälder gibt es kaum noch.

Es setzt sich aber auch hier immer mehr die Einsicht durch, dass dieser Wald, dessen Einfluss auf Klima, Wasserhaushalt und Luftqualität weitere und wichtige, ja lebenswichtige Eigenschaften ins Blickfeld rückt, nicht nur nach dem Gesichtspunkt der Rentabilität betreut werden darf, sondern auch als "ökologische Reserve" erhalten und gefördert werden muss.

Waldverjüngung auf natürliche Art
Ein neuer Wald entsteht....

Eine Welt löst sich auf...   eine neue entsteht...

Fortschritt ist die Rückkehr zu den Naturgesetzen
Aus Forsten wieder Wälder machen: weniger räumen, weniger pflanzen, weniger pflegen, weniger fällen.

Höhere Artenvielfalt in einem Naturwaldreservat

Zwischen 2018 und 2023 untersuchte eine Studie 18 Naturwaldreservate sowie angrenzende bewirtschaftete Wälder hinsichtlich Pilzen, Totholzkäfern und Fledermäusen. Schon nach kurzer Zeit wiesen die Reservate etwa 20 % mehr Arten auf, die aus naturschutzfachlicher Sicht bedeutend sind.


"Wir alle müssen lernen, den Wald als Kultur- und Erholungsgut, als CO2-Speichermedium, Sauerstoffproduzent und Wasserspeicher zu begreifen, der dazu beitragen kann, uns auch in Zeiten des Klimawandels ein Weiterleben zu ermöglichen."

Fichtenkulturen in Reih und Glied

Viel Wald wurde im 20. Jahrhundert während der Kriege vernichtet.

Im Anschluss daran wurde versucht, möglichst schnell wieder aufzuforsten. Leider war dies verbunden mit der massenhaften Pflanzung von schnellwachsenden Monokulturen, je nach Gebiet vor allem Fichten, teils auch Kiefern. 

Die neuen Wälder waren durchorganisiert, standen in Reih und Glied, dicht gepflanzt für schnellen Ertrag. Unterholz wurde zügig entfernt und aufgeräumt, da es effektiv sein sollte. Holz wird als nachhaltiger Rohstoff bezeichnet, weil es nachwächst. Deshalb ist seit langem eine Holzwirtschaft entstanden, die Wälder zu Plantagen macht. 

Die Klimaneutralität ist ein umstrittenes Thema

Bäume binden während ihres Wachstums große Mengen an Klimagasen im Holz durch den Prozess der Photosynthese, bei dem sie CO2 aus der Luft aufnehmen und zusammen mit Wasser Energie erzeugen. Wenn Holz oder Pflanzen verbrannt werden, wird das gespeicherte CO2 wieder freigesetzt. Die EU-Richtlinie für erneuerbare Energien nimmt daher an, dass das Verbrennen von Biomasse jeglicher Herkunft klimaneutral ist, da nur die Menge an CO2 freigesetzt wird, die zuvor von der Pflanze aus der Atmosphäre entnommen wurde.

Eine Perspektive, die jedoch den Zeitfaktor ignoriert. Denn die über Jahrzehnte akkumulierte CO2-Menge eines Baumes wird bei der Verbrennung sofort freigesetzt.

"Betrachtet man den gesamten Lebenszyklus, ist Biomasse nicht klimaneutral."

Das Märchen von den kriegsbedingten Nadelbaumplantagen 
In vielen Wäldern gab es überhaupt keine Reparationshiebe. Und was danach an Fichtenwäldern entstand, hatte mit den Kriegsfolgen überhaupt nichts mehr zu tun.
Der US-amerikanische Forstwissenschaftler Aldo Leopold hatte bereits 1930 bei einem Besuch in Deutschland darauf hingewiesen, wie schrecklich diese Monokulturen seien. 
Mit den Monokulturplantagen muss man vor mindestens 200 Jahren begonnen haben.

Quelle: Wikipedia - 
Wissen. Von vielen. Für alle.

Umgefallene Fichten - Tannen mit Wurzelteller

Was immer wieder auffällt, sind die extrem flachen Wurzelteller bei Fichten. Das scheint mit dem Bodenprofil zusammenzuhängen (Hartgestein - wie Granit, Gneis, Porphyr, oder Weichgestein wie Kalk-, Sandstein etc. - in geringer Tiefe). Diese Bäume sind dann auch bei länger ausbleibendem Regen viel schneller gefährdet, als Bäume die sich auch noch in zwei bis drei Metern Tiefe mit Wasser versorgen können. Ich habe schon Wurzelteller von Fichten gesehen bei denen auch eine Art Pfahlwurzeln abgerissen waren. Wenn es der Untergrund zulässt kann sich die Fichte also auch durch Senkerwurzeln besser absichern. 
Auf ihren natürlichen Standorten (z.B. Feinlehm) entwickelt sich ein tiefgehendes sogenanntes Senkerwurzelsystem.

Die Bodenansprüche von Fichten sind nicht allzu gross. Daher war die Wahl der Fichte vor rund 70 Jahren richtig. Mit der vermutlich zunehmenden Klimaerwärmung und der knapper werdenden Niederschlagsmenge dürften die Bestände im Mittelland zurückgehen und durch andere Baumarten ersetzt werden.

Schwarzwald, Fichten, Tannenbaum

Die aufrecht wachsende, immergrüne Fichte ist einer der grössten in Europa heimischen Bäume. Durchschnittlich liegt die Höhe der Fichte bei 30 - 40 Metern, aber es wurde auch schon ein Baum mit 62 Metern gemessen.
Der auch als "Gemeine Fichte" oder "Rottanne" bezeichnete Baum kann bis 600 Jahre alt werden.

Christbaum, Weihnachtsbaum, Tannenbaum

Die Fichte ist der ursprüngliche Weihnachtsbaum, Christbaum oder Tannenbaum etc. der ab Mitte des 19. Jahrhunderts in Nordeuropa üblich wurde. 

Laubwald im Herbst

Laubbäume werden vermutlich die Fichte in tieferen, wärmeren Lagen ersetzen. In höheren oder gar Bergregionen wird sie sich aber weiterhin wohl fühlen. -  Genügend Niederschlag vorausgesetzt. 
Das Ziel von Aufforstungsmassnahmen ist, einen Mischwald heranzuziehen, der klimastabil ist und sich für die Bau-, Möbel-  und Furnierholz eignet. Es gibt allerdings so viele Unbekannte, dass eine Planwirtschaft derzeit unmöglich ist. Die Favoriten heissen Douglasie, Atlaszeder, Esskastanie, Baumhasel, Roteiche, alles nicht einheimische Baumarten. Ob sich aber diese Baumarten in Deutschland heimisch fühlen wissen wir frühestens in 50 Jahren.

Empfehlenswertes Buch: DAS GEHEIME LEBEN DER BÄUME
Der Förster und Bestsellerautor Peter Wohlleben erzählt faszinierende Geschichten über die erstaunlichen Fähigkeiten der Bäume. Dabei zieht er wissenschaftliche Erkenntnisse ebenso heran wie seinen grossen Erfahrungsschatz im Umgang mit dem Wald.
Wohlleben ist es damit gelungen, Aufmerksamkeit für die Netzwerke im Ökosystem Wald zu schaffen.

Die Natur soll ihre Chance bekommen      
Weniger Eingriffe - Mehr Natur machen lassen  

Um Artenvielfalt zu fördern, muss unsere Landschaft "unordentlicher" werden. Es braucht ungenutzte Säume, Ränder, Ecken und Böschungen.